Kieferschmerzen beim Kauen oder allein auch schon Kieferschmerzen beim Mund öffnen kennt wohl so ziemlich jeder. Diese Schmerzen erweisen sich als extrem unangenehm und können sich durch das gesamte Gesicht erstrecken und auch zu noch viel weitreichenderen Problemen führen.

Gründe können dafür eine Mittelohrentzündung oder auch eine Erkältung sein und manchmal kommt es auch zu Kieferschmerzen nach einer Weisheitszahn-OP. Doch viel öfter entstehen solche Probleme auch durch ganz andere Gründe und im Folgenden werden sowohl die Symptome als auch die Gründe durchleuchtet. Zudem wird auf die Frage eingegangen: „Was tun bei Kieferschmerzen?“ und dabei werden verschiedene Therapien und vor allem auch Übungen aufgeführt, die du optimal zuhause durchführen kannst, um die Schmerzen zu beseitigen oder auch vorsorglich zu vermeiden.

Symptome

Starke Schmerzen auf beiden Seiten des Gesichtes sind typisch.

Bevor auf die Symptome für Kieferschmerzen eingegangen wird, soll kurz der Kiefer an sich beschrieben werden, um zu sehen, welche Bestandteile dort ihre Arbeit verrichten und anfällig für Kieferschmerzen sind. Der Kiefer besteht aus den zwei bekannten Teilen Ober- und Unterkiefer, bei denen der Oberkiefer als starrer Part des Schädels unbeweglich ist, während der Unterkiefer am Kiefergelenk lose eingehängt ist und somit frei bewegt werden kann. Zudem ist die Kaumuskulatur, also die vier entsprechenden Muskeln, dafür verantwortlich, die wichtigen Bewegungen auszulösen. Der Musculus pterygoidei medialis und der Musculus pterygoidei lateralis sind die Muskeln, welche sich für das Öffnen des Mundes verantwortlich zeigen und auch Mahlbewegungen durch ein Vorschieben hervorrufen, während der Musculus masseter und der Musculus temporalis das Schließen, Kauen und Zurückziehen des Kiefers bewirken.

Die Muskeln im Kiefer sind die am meisten beanspruchten Muskeln im Körper. Sie sind nicht nur beim Essen aktiv, sondern werden auch beim Sprechen und Gähnen ständig in Bewegung gehalten. Das weist auch darauf hin, dass Kieferschmerzen häufig sehr präsent sind und auf beiden Seiten anzutreffen sind bzw. sich schnell auch auf das gesamte Gesicht auswirken, weil gerade das Kauen oder auch das stressbedingte Zähneknirschen oder Zähnepressen zu einer Überspannung der gesamten Muskeln im Gesicht führen. Kieferschmerzen zeigen sich in unterschiedlichsten Formen und lassen sich vermehrt in folgende Symptome einordnen.

  • Insbesondere beim Bewegen des Unterkiefers auftretende Schmerzen
  • Eine hohe Druckempfindlichkeit an den Kiefergelenken, an den Muskeln und an den Sehnen
  • Bei Bewegungen des Kiefers auftretende Geräusche wie Reiben oder Knacken am Kiefergelenk
  • Schmerzen während des Öffnen des Mundes, wie zum Beispiel beim Kauen, Lachen, Sprechen oder Gähnen)
  • Fehlbiss als Form eines dauerhaften Verschieben vom Kiefer
  • Plötzliche Nervenschmerzen, die in den Unterkiefer und in die Wange ausstrahlen
  • Myofasziale Schmerzen im Bereich von Kiefer, Schläfen, Ohr oder Gesicht
  • dumpfe, chronische Schmerzen im Gesicht
  • Länger anhaltende Einschränkung der Beweglichkeit vom Unterkiefer

Ursachen

Meistens liegt eine Verspannung der Kiefermuskulatur vor.

Die Gründe für Kieferschmerzen liegen hauptsächlich in den verschiedenen Muskeln, die für die Bewegungen des Kiefers verantwortlich sind, sowie im auch als Faszien bezeichneten Bindegewebe, welches die Kaumuskulatur umgibt. Die Faszien als Bestandteil der Unterhaut von Kiefer und Wangen sowie die Masseter- und Temporalismuskeln sind hauptverantwortlich dafür, dass es zu Kieferschmerzen kommt.

Grundsätzlich kann zwischen diesen drei Hauptursachen unterschieden werden:

  • Muskulär-fasziale Spannungen
  • Psychologische Auslöser
  • Ernährung

Kieferschmerzen aufgrund muskulär-faszialer Spannungen

Wenn davon gesprochen wird, dass die Kaumuskulatur die Hauptursache für die Kieferschmerzen ist, stellt sich die Frage, was denn dort überhaupt mit oder an den Muskeln geschieht. Die Kaumuskulatur erstreckt sich entlang beider Gesichtshälften bis hin zur Schläfe und es ist immer häufiger zu erkennen, dass sich diese Muskulatur nach und nach verkürzt. Grund dafür ist die Tatsache, dass der Mund kaum noch richtig geöffnet wird. Ein Beispiel hierfür ist das immer häufigere Kleinschneiden von Obst, statt in die gesamte Frucht zu beißen. Hinzu kommt das häufig stressbedingte und vor allem auch nachts unbewusst erfolgende Zusammenpressen der Zähne, was die Muskulatur zusätzlich unter Druck setzt. Wird der Mund eingeschränkt bewegt, indem er nicht mehr weit genug geöffnet wird, verkürzen die Muskeln automatisch, was die Spannung in der Muskulatur und im gesamten Gesichtsbereich erhöht. Weitere Schmerzen sorgen für noch weniger Bewegungen und der Teufelskreis noch kürzer werdender Muskeln wird eröffnet.

Kieferschmerzen aufgrund psychologischer Komponenten

Der Alltag wird immer stressiger und daher ist es nicht verwunderlich, dass auch chronische psychische Anspannungen ihren Teil dazu beitragen, dass es zu einer Reizung des vegetativen Nervensystems kommen kann. Hier wird von dem häufig auftretenden „Kampf oder Flucht Reflex“ gesprochen. Der Körper produziert das Hormon Kortisol. Hierdurch kommt es zu einer Hemmung der Synthese von Kollagen, das eigentlich wichtig ist, um das Gewebe wie die Faszien zu regenerieren oder zu heilen. Zusätzlich führen eine innere Anspannung und zu große Belastungen und auch ein vermehrtes Maß an Ehrgeiz und Verbissenheit dazu, dass man – wenn auch unbewusst – mit den Zähnen knirscht oder diese sehr fest aufeinanderpresst, was zu hohem Druck und Anspannung auf die Muskeln und letztendlich auch zu Kieferschmerzen führt. Dass sich dieser Stress auf die negativen Bewegungen im Kieferbereich auswirkt, gilt als nachgewiesen, weil ein direkter Zusammenhang zwischen dem Kau-Organ und dem zentralen Nervensystem besteht.

Mit der Ernährung verbundene Kieferschmerzen

Indirekt wirkt sich auch die Ernährung auf den Kiefer und somit auf die entstehenden Kieferschmerzen aus. Zum einen geht es dabei um das schon angesprochene fehlerhafte beziehungsweise eingeschränkte Öffnen des Kiefers beim Essen, wodurch die Muskeln dauerhaft verkürzt werden und zu einem Spannungsschmerz führen. Zum anderen wirken sich die zu sich genommenen Nahrungsmittel unterschiedlich auf die Muskelspannung aus und fördern oft den Schmerz. Hilfreich sind hier entzündungshemmende und entspannende Nahrungsmittel. Mit tierischen Eiweißen, wie zum Beispiel in Fisch, Geflügel, Fleisch, Milchprodukten und Eiern kann gegen eine Übersäuerung des Gewebes angegangen werden. Frische und pflanzliche Lebensmittel sollten bevorzugt und auf Zucker verzichtet werden, weil dieser die Faszien brüchig und unflexibel macht.

Diagnose

Bei der Diagnose von Kieferschmerzen wird auf das Krankheitsbild der Craniomandibulären Dysfunktion, kurz als CMD bezeichnet, verwiesen. Hierbei kann es verschiedene Wege der Diagnose geben. Zum einen gibt es die klinische Funktionsdiagnostik, bei der es zum Abtasten des Kopfes und einer Druckausübung auf die entsprechende Muskulatur kommt. So kann die Stellung von Kopf und Kiefer geprüft werden und durch den Druck können verhärtete Muskelgruppen erkannt werden, weil bei diesen der Druck sofort für einen Schmerz sorgt.

Zum anderen erfolgt die Diagnose durch eine instrumentelle Funktionsdiagnostik, die der klinischen Diagnostik folgt, wenn dort ein Verdacht auf CMD entstanden ist. Dabei helfen besondere Messgeräte dabei, auch die kleinsten Bewegungen des Unterkiefers zu erkennen und dadurch erkennbare Unstimmigkeiten und Schmerzen zu diagnostizieren. Fehlerhafte Bewegungsabläufe werden festgestellt und hier kann auch eine weiterführende Diagnostik weiterhelfen, die aufgrund des hohen Aufwands allerdings nicht von der Krankenkasse übernommen wird. Dort werden die festgestellten Bewegungen des Kiefers in einen Simulator übertragen, wodurch optimale Analysen möglich werden und auch das Planen der anstehenden Therapien und Behandlungen optimal erfolgen kann.

Behandlung

Neben den Symptomen und der Diagnose ist es für die meisten natürlich am wichtigsten, wie gegen beidseitige oder auch einseitige Kieferschmerzen angegangen werden kann und welche Behandlungen sich dafür am besten eignen. In den Anfangsstadien, in denen die Kieferschmerzen noch nicht so enorm sind, reicht oft die Schmerztherapie mit den entsprechenden Schmerztabletten aus, wobei hier natürlich von einer Pseudotherapie zu sprechen ist, weil lediglich die Symptome abgestellt, aber die Auslöser nicht behoben werden. Zu lange solltest du dich aber nicht mit Schmerzmitteln über Wasser halten, sondern möglichst bald den Weg zum Zahnarzt suchen, um auch die Gründe für die Schmerzen zu bekämpfen und chronische Schmerzen zu vermeiden.

Mit einer umfassenden Anamnese werden die Symptome aufgenommen und dank einer ausführlichen Diagnostik, zu denen sich auch Röntgenbilder gesellen können (diese müssen manchmal in speziellen Röntgenzentren gemacht werden), kann der Zahnarzt dann eine entsprechende Therapie und Behandlung planen. Häufig ist dabei der erste Schritt, dass eine so genannte Aufbissschiene verordnet wird, welche mit der Hilfe eines Abdrucks der Kiefer angefertigt wird und somit eine optimale individuelle Lösung bietet. Die Lösung besteht darin, dass die Zähne davor geschützt werden, aufeinander gedrückt zu werden und das wohl jedem bekannte Knirschen zu erzeugen. Abgesehen vom Vermeiden des Knirschens wird auch der Kiefer entlastet, weil die Zahnreihen voneinander getrennt werden und somit ein sonst herrschender Druck verhindert wird. Dadurch kommen die Muskeln zu einem angenehmen Maß an Entspannung.

Bei einem fehlerhaften Biss oder einer deutlichen Funktionsstörung reicht die Hilfe der Schiene aber nur vorübergehend, sodass weitere Schritte vorgenommen werden müssen. Bei einer zu sehr verspannten Muskulatur kann auch in diesem Bereich des Körpers die Physiotherapie eine sehr große Hilfe darstellen. Durch eine Lockerung der Nacken- und Kaumuskulatur erfolgt schon bald eine Entspannung, die sich zusätzlich positiv auf die Gesamtsituation auswirkt und somit in Verbindung mit der Schiene eine große Hilfe bietet. Hier kann es sehr viel wert sein, auf Physiotherapeuten zurückzugreifen, die eine Fortbildung in Sachen CMD vorweisen und somit mit einer optimalen Erfahrung punkten und helfen können. Ein falscher Biss durch fehlerhafte Zahnkontakte sollte möglichst ausgeglichen werden, was durch Füllungen oder auch durch einen neuen Zahnersatz oder neue Kronen erfolgen kann. Das kann in extremen Fällen auch die Angleichung aller Zähne zur Folge haben, was sich für ein schmerzfreies Leben aber durchaus lohnt. Denn letztendlich sorgt nur ein gleichmäßiger Biss dafür, dass Schmerzen langfristig abgewendet werden können.

Übungen

Mitunter muss es aber auch keine Schiene oder eine langwierige Behandlung sein. Schon verschiedene Übungen zuhause von dir selber können durchaus eine vielversprechende Hilfe sein, um die Schmerzen in Griff zu bekommen und für die Zukunft ein solches Risiko neuer Schmerzen zu verringern. Das kann vor allem auch dann Sinn machen, wenn du auch mal eine schnelle Hilfe für zwischendurch brauchst.

Bestenfalls und um keine Risiken heraufzubeschwören ist es ratsam, die Übungen mit deinem Arzt abzusprechen, der vielleicht dann auch weitere Ideen hat.

So kannst du zum Beispiel deinen Kiefer weiten, was gleichzeitig auch eine gute Aufwärmung für weitere Übungen ist. Hierfür musst du dich lediglich vor den Spiegel stellen und deinen Mund öffnen und wieder schließen und das sehr bewusst und nicht zu begrenzt. Schon zu Beginn einer solchen Übung kannst du auch feststellen, wie groß die Verspannung deines Kiefers ist. Wichtig ist es, den Unterkiefer dabei gerade auf und ab zu bewegen und das Ganze über Tage hinweg zu beobachten. Schnell solltest du feststellen, dass du den Mund problemlos immer weiter öffnen kannst.

Auch das Dehnen des Kiefers ist eine gute Übung. Nach einer Massage mit den Fingerspitzen, bei denen du am besten mit kreisenden Bewegungen die Muskeln lockerst, musst du deinen Mund wie beim Gähnen öffnen und das so weit wie möglich, aber ohne, dass es dabei zu einem unangenehmen Gefühl kommt. Den geöffneten Mund dann zehn Sekunden so lassen, bevor du ihn wieder entspannst und die Übung von Neuem startest. Machst du das zehnmal am Tag wirst du auch auf diese Art und Weise eine deutliche Entspannung des Kiefers spüren.

Wichtig ist es auch, die Kiefermuskulatur regelmäßig zu stärken, damit diese erst gar keine Angriffsfläche für Schmerzen bietet. Helfen kann hier eine dominant gegen das Kinn drückende Hand, woraufhin versucht wird, das Kinn gegen diesen Druck nach vorne zu bewegen. Diese Stellung musst du zehn Sekunden halten, bevor du die Übung noch viermal wiederholst. Anschließend wird der Druck auf die linke Wange gerichtet und das Kinn versucht, nach links zu drücken, bevor das Gleiche dann auch rechts geschieht.

Auch die attraktive Wirkung der Akupressur ist eine bewährte Übung für zuhause. Hierfür ist es allerdings wichtig, die Akupressurpunkte des eigenen Körpers zu kennen und dort anzusetzen, um Verspannungen zu lösen. In die Vertiefung neben den Ohrläppchen, wo das Kiefergelenk beginnt, wird auf beiden Seiten der Mittelfinger gelegt und mit diesem ca. fünfzehn bis dreißig Sekunden auf diese Stelle gedrückt. Diese Übung ist drei bis vier mal zu wiederholen und du wirst immer ein Ziehen verspüren, das allerdings vergeht, wenn du die Stellen wieder loslässt, weil sich die Anspannung löst.

All diese Übungen sind gegen bestehende Schmerzen, sollten aber auch danach regelmäßig durchgeführt werden, um zukünftige Probleme sofort im Keim zu ersticken. Gleichzeitig ist es ratsam, bei stressbedingten Schmerzen dringend darauf zu achten, dass die entsprechenden Stresssituationen entzerrt werden, um damit sofort auch die Ursache zu bekämpfen.

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